Woher weiß ICAN, in welche Firmen die Banken investieren?

ICAN veröffentlicht jedes Jahr eine internationale Studie zu Investitionen in Atomwaffen-Hersteller. Die Studie heißt „Don’t bank on the bomb“ (zu deutsch etwa: „Investiere nicht in die Bombe“). Die Daten zu den Investitionen werden  von dem unabhängigen Forschungsinstitut Profundo zusammengetragen, das auf diese Art von Recherchen spezialisiert ist. Sie stammen aus mehreren öffentlich oder gegen Gebühr zugänglichen Quellen:

  • Jahresberichte und andere Veröffentlichungen der Investoren und Herstellerfirmen
  • Presseberichterstattung, etwa zu Krediten
  • Die spezialisierten Datenbanken von Bloomberg und Thomson Reuters

Den deutschen Teil der Studie finden Sie hier.
Die vollständige internationale Studie finden Sie hier.

Beispiel: Investitionen der DZ Bank

Die DZ-Bank ist das Zentralinstitut der deutschen Genossenschaftsbanken – also Volksbanken, Raiffeisenbanken, Sparda-Banken und Co. Dort liegt immer ein großer Teil der Einlagen der Kunden der angeschlossenen Finanzinstitute („Passivgeschäft“). Aus diesem Guthaben vergibt die DZ-Bank Kredite an Unternehmen („Aktivgeschäft“).

Illustration der DZ-Bank. Quelle

Einer dieser Kredite, den wir in unserer Studie erfasst haben, geht an die Firma Airbus. Es handelt sich um eine sogenannte „Revolving Credit Facility“. Das funktioniert wie der Dispokredit auf dem Girokonto: Airbus kann sich jederzeit Geld leihen und es auch jederzeit zurückzahlen – bis zu einer Maximalhöhe von 3 Milliarden Euro, und zu einem deutlich besseren Zinssatz, als ihn der Normalverbraucher bekommt. Der Kredit wird von 40 Banken gemeinsam verliehen. Das Forschungsinstitut Profundo schätzt den Anteil der DZ Bank entsprechend der bei solchen Konsortialkrediten üblichen Verteilung auf etwa 66 Millionen Euro. Der Kredit läuft noch bis mindestens 2021, wie aus der Website von Airbus hervorgeht.

Airbus, ehemals EADS, ist der wichtigste Geschäftspartner der französischen Regierung für die Wartung, Entwicklung und Herstellung nuklear bestückter Raketen. Der Konzern erhält hierfür Aufträge im Milliardenbereich. Nicht nur für die auf U-Booten stationierten Interkontinentalraketen, sondern auch für die luftgestützten Marschflugkörper, mit denen Frankreich im Extremfall den Ersteinsatz von Atomwaffen als sogenannten „Warnschuss“ plant.

 

Zur Finanzgruppe Volksbanken/Raiffeisenbanken gehört auch die Union Investment, eine Tochter der DZ Bank. Viele Volksbanken/Raiffeisenbanken verkaufen deren Fonds auch an Privatkunden. Union Investment war noch im zweiten Quartal 2018 mit dreistelligen Millionenbeträgen an mehreren Atomwaffenherstellern beteiligt. Eine verlässliche Quelle hierfür sind zum Beispiel die Dokumente der US-Amerikanischen Börsenaufsicht (Securities and Exchange Commission, SEC). Dort muss die DZ Bank regelmäßig Bericht erstatten, in welche amerikanischen Unternehmen sie und ihre Tochtergesellschaften investieren. Darunter sind Rüstungshersteller wie Northrop Grumman, Boeing, Fluor oder Honeywell International – sie produzieren Atomraketen, Atombomben und Atomsprengköpfe.

 

besonders Dividendenstark: Atomwaffenunternehmen

 

Aber auch Union Investment selbst veröffentlicht in den Jahresberichten ihrer Fonds, in welche Unternehmen sie investieren. Wir konnten für 13 Atomwaffenfirmen, die unsere Studie identifiziert, aktuelle oder ehemalige Beteiligungen finden: Aecom, Airbus, BAE Systems, Boeing, Fluor, Honeywell International, Jacobs Engineering, Larsen & Toubro, Lockheed Martin, Northrop Grumman, Raytheon, Safran und Thales.